5.8.2024 - 31.8.2024

Polnische Poesie an Berliner Wänden

Plakataktion mit Gedichten von Anna Świrszczyńska

  • #63Tage
  • Deutsches Polen-Institut Darmstadt

Im August bis Oktober waren Gedichte von Anna Świrszczyńska im öffentlichen Raum in Berlin zu sehen sein – an Plakatwänden, Litfaßsäulen und in U-Bahnen.

© Fotos: Julia Bork / Deutsches Poleninstitut Darmstadt

Über die Gedichte von Anna Świrszczyńska sprach ihr Übersetzer Prof. Dr. Peter Oliver Loew am 06. August 2024 in der Sendung »Fazit« des Deutschlandfunk Kultur.

Die polnische Dichterin und Dramatikerin Anna Świrszczyńska wurde am 7. Februar 1909 in Warschau geboren. 

Świrszczyńska legte 1927 das Abitur in Warschau ab. Anschließend nahm sie ein Studium der polnischen Philologie an der Universität Warschau auf. Zu dieser Zeit begann sie, erste literarische Versuche zu verfassen und konnte Gedichte in den renommierten Zeitschriften Płomyk und Wiadomości Literackie veröffentlichen. Während der deutschen Besetzung Polens arbeitete sie im Widerstand und nahm am Warschauer Aufstand als Krankenschwester teil. Die Erfahrungen des Kriegs sollten sie ihr Leben lang begleiten. Der Nobelpreisträger Czesław Miłosz würdigte sie als eine große Erneuerin der polnischen lyrischen Sprache. Die zwei Gedichtbände Jestem baba (1972) und Budowałam barykadę (1974) gelten als ihre wichtigen Veröffentlichungen. Świrszczyńskas Werke haben den weiblichen Körper, Sinnlichkeit, das Muttersein sowie ihre Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg zum Gegenstand.

1984 starb die Dichterin in Krakau im Alter von 75 Jahren. Eine Auswahl von Gedichten ist von Karl Dedecius ins Deutsche übersetzt worden. 

Am 28. August erscheint im Secession Verlag ein zweisprachiger Gedichtband von Anna Świrszczyńska.

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Beim Bau der Barrikade

Wir hatten Angst, als wir unter Beschuss

die Barrikade bauten.

 

Der Gastwirt, die Geliebte es Juweliers, der Friseur,

alles Angsthasen.

Das Dienstmädchen fiel hin,

als sie Pflastersteine schleppte, wir hatten große Angst,

alles Angsthasen –

der Hausmeister, die Marktfrau, der Rentner.

 

Der Apotheker stürzte,

als er die Toilettentür hinter sich herzog,

wir hatten noch mehr Angst, die Schmugglerin,

die Schneiderin, der Straßenbahnfahrer,

alles Angsthasen.

 

Der Junge aus der Besserungsanstalt stürzte,

als er einen Sandsack hinter sich herzog,

und so hatten wir wirklich

richtig Angst.

 

Obwohl uns niemand zwang,

bauten wir die Barrikade

unter Beschuss.

 

Von Anna Świrszczyńska, aus dem Zyklus Budowałam barykadę (1974), übersetzt von Peter Oliver Loew

Budując Barykadę

Baliśmy się budując pod ostrzałem

barykadę.

 

Knajpiarz, kochanka jubilera, fryzjer,

wszystko tchórze.

Upadła na ziemię służąca

dźwigając kamień z bruku, baliśmy się bardzo,

wszystko tchórze – 

dozorca, straganiarka, emeryt.

 

Upadł na ziemię aptekarz

wlokąc drzwi do ubikacji,

baliśmy się jeszcze bardziej, szmuglerka,

krawcowa, tramwajarz,

wszystko tchórze.

 

Upadł chłopak z poprawczaka

wlokąc worek z piaskiem, więc baliśmy się

naprawdę.

 

Choć nikt nas nie zmuszał,

zbudowaliśmy barykadę

pod ostrzałem. 

Die Veranstaltung ist Teil der Kampagne #63Tage des Deutschen Polen-Instituts Darmstadt und des Deutsch-Polnischen Hauses.

Die Veranstaltung wird finanziell von der Lotto-Stiftung Berlin gefördert.

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