23.5.2025 18:00 Uhr

Enzyklopädie des Warschauer Ghettos

Buchpräsentation und Diskussion mit Prof. Andrzej Żbikowski

  • Auf Polnisch, Auf Deutsch, Klaus Zernack Colloquium
  • Majakowskiring 47, 13156 Berlin
  • Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Deutsch-Polnisches Haus

Die Geschichte des Warschauer Ghettos nimmt in der Historiografie des Holocaust einen besonderen Platz ein. Das abgeschlossene jüdische Viertel Warschaus war das größte von den Deutschen geschaffene Ghetto (auf dem Höhepunkt mussten in ihm bis zu 460.000 Menschen leben). Gerade hier arbeitete die konspirative Gruppe „Oneg Szabat“, deren gesammelte Materialien heute als das Ringelblum-Archiv bekannt sind. Im Warschauer Ghetto waren alle wichtigen jüdischen Parteien und Jugendbewegungen aktiv – es war das Zentrum der jüdischen Untergrundorganisationen im besetzten Polen während des Zweiten Weltkriegs. Dort wurden die ersten Nachrichten über den Holocaust gesammelt, um sie später an den polnischen Untergrund und die Exilregierung weiterzuleiten. Das Warschauer Ghetto war ein Betätigungsfeld für verschiedene soziale Vereinigungen, und es fand ein kulturelles Leben statt, das von den Besatzern unterdrückt, aber nicht völlig zerstört wurde. Die Jüdinnen und Juden stellten sich der Situation, in der sie sich während der Besatzung befanden, auf unterschiedliche Weise. Die Vielfalt ihrer Reaktionen auf die Ghetto-Realität ist das wichtigste Thema dieses Buches. Wir waren der Meinung, dass diese Mikrowelt – ein Ausschnitt der Kriegsrealität – eine detaillierte Untersuchung verdient.

aus dem Vorwort von Maria Ferenc

Um Anmeldung wird gebeten: info@cbh.pan.pl

Für die Veranstaltung in polnischer Sprache
wird eine Simultanübersetzung angeboten.

Mit Ihrer Teilnahme an der Veranstaltung erteilen Sie Ihr Einverständnis, dass Fotoaufnahmen Ihrer Person als Teil von Überblickseinstellungen im Zuge der Öffentlichkeitsarbeit der Veranstalter verwendet werden können.

Im Zuge der Arbeit an der Gesamtedition des Ringelblum-Archivs haben die Herausgeberinnen und Herausgeber viele bedeutsame Erkenntnisse zur Geschichte des Warschauer Ghettos gewonnen. Das Archiv hat eine Reihe von Materialien über Wirtschaft, Demografie und Alltagsleben im Ghetto (einschließlich des Schicksals einiger seiner Bewohner) bewahrt, die bisher in der Forschung nicht verwendet wurden. Die Einträge der Enzyklopädie stellen eine Synthese der bisherigen Forschung dar und füllen Lücken in der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Warschauer Ghettos. In der Enzyklopädie sind zudem Quellen aus anderen Archivsammlungen des Jüdischen Historischen Instituts (Żydowski Instytut Historyczny, kurz ŻIH) wie Tagebücher aus der Zeit der Besatzung, Berichte jüdischer Überlebender und Materialien, die mitunter aufgrund von Sprachbarrieren schwer zugänglich sind. Schließlich befinden sich in der Enzyklopädie bereits veröffentlichte Quellen und Erinnerungsberichte über das Warschauer Ghetto und den Holocaust.

Zur Diskussion über die Festlegung der ersten Liste von Einträgen wurden prominente polnische Forscherinnen und Forscher eingeladen. Das Kriterium für die Auswahl der Einträge ist nicht so sehr der aktuelle Forschungsstand zum Thema, sondern die Darstellung eines möglichst breiten Spektrums von Aspekten des Warschauer Ghettos. Diese werden in der Enzyklopädie so umfassend wie möglich dargestellt.

Das Buch enthält eine Auswahl von Einträgen, während die gesamte Enzyklopädie (mit etwa zweitausend Einträgen) als Ergebnis eines mehrjährigen Forschungsprojekts online verfügbar ist. Initiatorin, Leiterin und Koordinatorin des Projekts ist Dr. Maria Ferenc von der Forschungsabteilung des Jüdischen Historischen Instituts, Projektleiter ist Prof. Andrzej Żbikowski, Leiter der Forschungsabteilung des Jüdischen Historischen Instituts.

(Übersetzung auf Grundlage der Buchvorstellung auf der Seite des Jüdischen Historischen Instituts in Warschau)

Wir fühlen uns geehrt, dass wir mit Prof. Andrzej Żbikowski über diese bedeutende Publikation sprechen können.
Die Moderation übernimmt Robert Parzer (Deutsch-Polnisches Haus)

Andrzej Żbikowski

(geb. 1953), Professor für Osteuropastudien an der Universität Warschau, leitet am Jüdischen Historischen Institut Forschungen über die jüngere Geschichte der polnischen Juden. An der Historischen Fakultät der Universität Warschau erwarb er 1993 den Grad eines Doktors der Geisteswissenschaften in Geschichte für seine Dissertation mit dem Titel Żydzi krakowscy i ich gmina 1869-1919 [Die Krakauer Juden und ihre Gemeinde 1869-1919]. Im Jahr 2006 verteidigte er seine Habilitation an der Historischen Fakultät der Universität Warschau auf der Grundlage seines Buches U genezy Jedwabnego. Żydzi na Kresach Północno-Wschodnich II Rzeczypospolitej, wrzesień 1939 – lipiec 1941 [Zur Genese von Jedwabne. Juden in den nördöstlichen Gebieten der Zweiten Polnischen Republik vom September 1939 bis Juni 1941]. Er absolvierte Forschungsaufenthalte am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien, am Yad Vashem Institute in Jerusalem, am United States Holocaust Memorial Museum in Washington, D.C., am Simon-Dubnow-Institut in Leipzig und an der Shoah Memorial Foundation in Paris.
Seit 1985 arbeitet er als Forscher am Jüdischen Historischen Institut, wo er von 2007 bis 2008 als stellvertretender Direktor für Wissenschaft, Bildung und Publikationen tätig war. Er war Professor an der Humanistischen Akademie Aleksander Gieysztor in Pułtusk und leitender Spezialist im IPN-Büro für öffentliche Bildung. Er ist Mitglied des Zentrums für Holocaustforschung am Institut für Philosophie und Soziologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften.

Klaus Zernack Colloquium 2025

Aus Ruinen – Krieg, (Wieder)Aufbau und Transformation


Das Klaus Zernack Colloquium des Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften findet in diesem Jahr als Kooperationsveranstaltung mit dem Deutsch-Polnischen Haus statt.

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