25.3.2025 18.00 Uhr

»Ihre Geister stören mich nicht«

Zum Umgang mit Synagogen im Westen und Norden Polens nach 1945

  • Klaus Zernack Colloquium, Auf Deutsch
  • Majakowskiring 47, 13156 Berlin
  • Zentrum für Historische Forschung Berlin der PAN, Deutsch-Polnisches Haus

Als Polens Grenze im Gefolge des Potsdamer Abkommens nach Westen und Norden verschoben wurde, nahm es vormals deutsches Territorium in Besitz. Die vorgefundenen Landschaften und urbanen Räume waren geprägt von der bisherigen Bevölkerung, die diese Gebiete nun erzwungenermaßen verlassen mussten. Die Ansiedlung von Polen, der Wiederaufbau der zerstörten Städte und die wirtschaftliche Eingliederung der Gebiete in den Gesamtstaat waren nicht nur administrative und politische Herausforderungen. Es ging auch darum, trotz der größtenteils vor 1945 entstandenen Kulturlandschaften eine Adaption der neuen Bewohner zu ermöglichen, was auch die Aneignung und Modifizierung des vorgefundenen Kulturerbes beinhaltete. 

Dabei geriet jahrzehntelang aus dem Blick, dass auch Juden Spuren in den städtischen Landschaften der ehemaligen deutschen Ostgebiete hinterlassen haben. Es handelt sich um ehemalige Synagogen, Friedhöfe und andere materielle Hinterlassenschaften von Juden, die sich im Lauf des 19. und 20. Jahrhunderts weitgehend deutsch akkulturiert hatten.  Mit dem Novemberpogrom von 1938 und der Deportation in die besetzten Gebiete setzten die Nationalsozialisten dem jüdischen Leben in diesen Gebieten ein gewaltsames Ende. Ihre architektonischen Hinterlassenschaften spielten in den Bemühungen des Wiederaufbaus der zerstörten Städte in der Regel keine Rolle. Heute besinnen sich in West- und Nordpolen dennoch unterschiedliche Akteure darauf, dass unter den einstigen Bewohnern ihrer Städte nicht nur Christen, sondern auch Juden waren. 

Neele Menter, Zuzanna Światowy und Christhardt Henschel untersuchen anhand von ehemaligen Synagogen, welche politischen Vorgaben nach 1945 den Umgang mit dem jüdischen Kulturerbe in den genannten Gebieten bestimmten. Neben politischen Zäsuren, transnationalen Verflechtungen und innerpolnischen Debatten zeigen sie auch auf, welche Funktionen die Beschäftigung mit der jüdischen Vergangenheit für unterschiedliche Handelnde einnimmt. 

Um Anmeldung wird gebeten unter: 

info@cbh.pan.pl 

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Neele Menter, Doktorandin, studierte Architektur (B.Sc.) an der Berliner Hochschule für Technik (BHT) und Historische Bauforschung und Denkmalpflege (M.Sc.) an der Technischen Universität Berlin. Sie ist seit 2023 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Bet Tfila - Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa an der Technischen Universität Braunschweig, wo sie sich mit der Theorie und Praxis der staatlichen Denkmalpflege am Beispiel ehemaliger Synagogen in Polen, Frankreich und Deutschland beschäftigt.

Zuzanna Światowy, Doktorandin, hat Hebräische Philologie an der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań und Architektur an der Technischen Universität Poznań studiert. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Bet Tfila - Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa an der Technischen Universität Braunschweig. Ihr Forschungsinteresse sowie das zentrale Thema ihrer Dissertation liegt in der Untersuchung der Synagogenarchitektur in der Region Großpolen.

Dr. Christhardt Henschel, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut Warschau. Er studierte Mittlere und Neuere Geschichte, Musikwissenschaft sowie Ost- und Südosteuropastudien an der Universität Leipzig und arbeitete später als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur - Simon Dubnow in Leipzig. Er ist u.a. Herausgeber von Ostpreußens Kriegsbeute: Der Regierungsbezirk Zichenau 1939-1945 (Osnabrück: fibre, 2021).

Gemeinsam erarbeitet das Team im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms 2357 „Jüdisches Kulturerbe“ das Projekt „Aneignung und Revitalisierung: Aushandlungsprozesse des deutsch-jüdischen Kulturerbes in Polen“.

Klaus Zernack Colloquium 2025

Aus Ruinen – Krieg, (Wieder)Aufbau und Transformation


Das Klaus Zernack Colloquium des Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften findet in diesem Jahr als Kooperationsveranstaltung mit dem Deutsch-Polnischen Haus statt.

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